Das Team von Te Tuamarama
Für die Vorbereitung von Auftritten sowie für den Unterricht des Ori Tahiti sind nicht nur Choreografen und Ausbilder nötig, sondern auch Autoren, Musiker und Komponisten. Außer Joëlle Berg gehören noch Merehau Anastas-Teavai und Libor Prokop zum Team von Te Tuamarama.
Aus diesem Grund gehören zum Team von Te Tuamarama auch eine Sprachwissenschaftlerin und ein renommierter Musiker und Komponist.
Die Sprache, die in der künstlerischen Ausdrucksform benutzt wird, ist selten die gewöhnliche Sprache, die jeder auf der Straße spricht.
Somit steht den Tanzgruppen immer eine aufgeklärte Autorin zur Verfügung, die sowohl beim Abfassen der Wortlaute als auch bei den Recherchen über Legenden, alte Texte oder etymologische Ursprünge usw. mit ihnen zusammenarbeitet.
Der musikalische Schöpfungsprozess schließlich erfordert die Zusammenarbeit mit einem Musiker, der das Werk auch dirigiert. Unsere Autorin ist Merehau Anastas Teavai und unser Musiker, Komponist und Ausbilder für Schlaginstrumente ist Libor Prokop.
Libor Prokop
Libor ist ein Musiker, der von Kind auf eine klassische Ausbildung als Pianist und Gitarrist erhielt, bevor er sich mit den polynesischen Schlaginstrumenten befasste. Als Erwachsener wandte er sich den verschiedenen Trommeln, dem Didgeridoo und der Nasenflöte, zu.
Libor beherrscht alle traditionellen Schlaginstrumente, die wichtigsten darunter sind Toere, Tari Parau, Faakete, Pahu, Ihara usw. Er ist allerdings spezialisiert auf das Spielen der Vivo-Flöte und der Pahu-Trommeln. Seit Anfang der 1980er Jahre war Libor Tänzer in der Temaeva-Truppe, Percussion-Musiker in den Gruppen Heikura Nui, O Tahiti E und im Jahr 2012 Hei Tahiti.
Er gehörte auch zur Fenua-Gruppe von Guy Laurens.
Des Weiteren ist Libor besonders aktiv innerhalb des Kulturvereins Haururu und führt in diesem Rahmen Recherchen über alles durch, was das Marae, die Konzepte von Raum und Zeit in der traditionellen Gesellschaft und die polynesischen Migrationen betrifft.
Joelle Berg
Seit 1994 unterrichte ich tahitianischen Tanz, Ori Tahiti, und 1996 habe ich eine eigene Schule dafür gegründet. Nach jahrelanger Praxis mit klassischem Balletttanz in Tahiti habe ich den tahitianischen Tanz erst während meines Studiums in Frankreich wirklich kennengelernt.
Nach meiner Rückkehr nach Fenua schloss ich mich der Gruppe Tamaeva an. Ich blieb mehr als zehn Jahre und nahm an allen Aufführungen der Truppe teil.
Im Lauf der Jahre arbeitete ich auch mit anderen Gruppen: Heikura Nui und Toareva.
1994 begann ich zu unterrichten und gleichzeitig absolvierte ich zehn Jahre lang den gesamten Tanzkursus am Konservatorium.
Ich erhielt die Goldmedaille und das Abschlussdiplom der traditionellen Künste, einschließlich Redekunst (Orero), traditioneller Schlaginstrumente, Choreografie und einer dreijährigen theoretischen Ausbildung in polynesischer Geschichte und Kultur.
Meine eigene Tanzschule habe ich 1996 gegründet: Te Oro. Das bedeutet „Ritual“, aber es bezeichnet auch einen kleinen Strauß aus Miri-Blüten, der bei Zeremonien getragen wird. Über die Tanzschule hinaus begann ich 2001, als Choreografin zu arbeiten: mit Rohotu Noanoa, einem von TEMAEVA geschaffenen und aufgeführten Tanzstück.
2002 und 2003 arbeitete ich mit der Gruppe Toareva an allen Aufführungen, insbesondere an dem zum Besuch von Staatspräsident Chirac entwickelten Tanzstück Polynetia, bei dem ich eine der Choreografinnen war.
In einem Stadion mit 25.000 Zuschauern zu tanzen war eine einzigartige, sehr lehrreiche Erfahrung.
Doch bei dieser Gelegenheit wurde mir auch bewusst, wie schwierig es ist, im Rahmen des rein traditionellen Tanzes neue Kreationen zu schaffen, auch wenn man bedeutende Mittel zur Verfügung hat.
Auch wenn es manchmal schwerfällt, konkret zu vermitteln, wie und warum ich im Rahmen des zeitgenössischen Tanzes kreativ wirken will, ich gebe nicht auf!
Seit 2010 unterrichte ich in erster Linie im Ausland, wo ich Workshops, Master Classes und Fortbildungen für Tanzlehrer leite.
Ende 2012 zum Beispiel reiste ich nach Japan, Europa, in die USA und hatte Anfragen aus mehreren anderen Ländern.
Seit Januar 2010 unterrichte ich auch in Moorea, wo ich lebe. Ich arbeite mit dem Kulturverein Te Pu Atiti’a zusammen, der mit der Außenstelle der Universität Berkeley in Polynesien verbunden ist.
In Moorea und Tahiti organisiere ich Workshops während der jährlichen Tanzfestivals Heiva (Anfang Juli) und Hura Tapairu (Anfang Dezember).
Nach dreijährigem Studium am Institut d’Etudes Politiques in Paris habe ich mich auf Marketing spezialisiert und Wirtschaftsrecht studiert. Zurück in Tahiti habe ich mehrere Posten in der Regierung und der staatlichen Verwaltung innegehabt. 1993 habe ich mich von all dem verabschiedet.
Der Tanz ist meine wesentliche Existenzgrundlage, meine Ausdrucksform, mein Anteil am Leben, mein Bezug zu anderen Menschen.
Über seine zahlreichen Aspekte hinaus ist und bleibt der Tanz in allen Kulturen, allen Stilarten, am Ende jeder Suche – selbst der merkwürdigsten – eine Kunstform. Als solche ist sein „ultimativer Sinn“ immer spiritueller Natur.
Auch wenn es manchmal schwerfällt, konkret zu vermitteln, wie und warum ich im Rahmen des zeitgenössischen Tanzes kreativ wirken will, ich gebe nicht auf!
Merehau Konohi Teavai-Anastas
Ich wurde 1962 in Papeete geboren und meine Familie stamme aus Ost-Tuamotu. Ich bin in Tahiti in der Gemeinde Faa’a aufgewachsen.
Meine Abstammung von den Pa’umotu-Inseln hat mein Leben stark beeinflusst, denn sie hat mich zu einer Sinnsuche inspiriert, wie sie noch in den ersten, von den Seefahrern Anfang des 19. Jahrhunderts zusammengetragenen Texten vorkommt.
Nach der Sekundarschule begann ich mit dem Studium der polynesischen Sprachen am Institut National des Langues et Civilisations Orientales in Paris. Dort entdeckte ich das magische Universum der Sprache, der Sprachsysteme, der semiologischen Felder, die Doppelartikulierung der Sprache… und vor allem die Kraft des gesprochenen Wortes, die Macht, die es dem Redner gibt, und die Reinheit des Zuhörers.
Jahrelang habe ich im Rahmen einer gemeinnützigen wirtschaftlichen Initiative gearbeitet, „Perle de Tahiti“, zur Förderung der Bekanntheit der schwarzen Perlen aus Tahiti. Dabei versuchte ich, die mündliche Tradition einzusetzen, um dem Produkt „Perle aus Tahiti“ Sinn und kulturelle Tiefe zu verleihen. Es war eine Stilübung: „Poe“, so hieß der Polarstern; Poe, Juwel der Nacht, am leuchtenden Nachthimmel der Ewigkeit…
Gleichzeitig mit der Arbeit zur Förderung der Perlen beteiligte ich mich an der Entwicklung von Tanzaufführungen für das Heiva-Festival und zu verschiedenen anderen Anlässen. Diese Tätigkeit befriedigte meine kulturellen Ambitionen. Wer kann Worte besser beleben und zur mündlichen Rede machen als ein „Orero“*, wer kann diesen konkreten Teil unserer Kollektivgeschichte besser vortragen als ein „Pupu Himene“*, wer kann vergessenen Schätzen besser ihren Sinn zurückgeben als ein „Pupu Ori“*… 1999 arbeitete ich ein Stück für die Truppe „O Tahiti E“ aus und schrieb das Themenlied des Stücks „Te pakerere“: die Matte aus Ni’au, eine profane Version des „Tapaka“, des Totentuchs aus Ni’au… Die Truppe errang den ersten Preis.
2004 schuf die Initiative „Perle de Tahiti“ „Te roimata o Oro“, die Träne von Oro, ein Theaterstück mit kleinem Ballett, gespielt von zwölf Tänzern, ebenfalls von der Truppe O Tahiti E. Dieses Stück wurde zur Bekanntheitsförderung der Tahitiperle in mehreren Ländern aufgeführt.
Beide Werke beruhen auf sehr alten Quellen. Doch der normale Zuschauer wird in beiden nur das Wiedererscheinen von Gegenständen erkannt haben: die „Paau“ der Südseeinseln, die „Pakerere“ aus Tuamotu, das „Kanaenae de Oro“ – ein Mondpektoral aus Perlmutt –, sowie die Wiederentdeckung von Pflanzenstoffen wie Kere Haari, Ni’au und alle Bestandteile der Kokospalme.
Ihre Arbeit mit Rhythmus, Bewegung und vor allem die vom Ori Tahiti geforderten Posen, sowie die Körperhaltung beim Tanz haben in dem Bereich, der geschwollen als „polynesische Oralliteratur“ bezeichnet wird, ein Forschungsgebiet erschlossen. Das ist das Besondere an Joëlles Vorgehen: Experimentieren, analysieren und am Ende auf die Instrumente der tahitianischen Sprache zurückgreifen, wenn das Experimentalprotokoll eine offensichtliche Verfälschung aufzeigt.
Te Pu atiti’a
Te Pu Atiti’a ist ein Kulturverein in Moorea, der eng mit der Gump Station zusammenarbeitet, der Forschungsstation der Universität Berkeley in der Pazifikregion. Te Pu Atiti’a hat einen eigenen Ansatz entwickelt, der das Wissen der Ahnen und zeitgenössische wissenschaftliche Methoden miteinander verbindet, um nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
Unter den Mitgliedern von Te Pu Atiti’a sind mehrere „Älteste“ aus den fünf Dörfern von Moorea. Diese „Ältesten“ sind in einem Rat zusammengeschlossen, der die Weitergabe traditionellen Wissens sichern soll.
Der Verein steht auch in Kontakt mit vielen Umweltverbänden und kulturellen Gruppen aus Polynesien und anderen Ländern des pazifischen Raums. Er bietet eine Plattform zum Austausch zwischen Wissenschaft und traditionellem Wissen und spielt dabei eine wesentliche Rolle bei der Mobilisierung der Gemeinschaften. Seine Programme zielen auch auf die Erhaltung lebendiger Tradition innerhalb unserer Gemeinschaften ab, indem er die Weitergabe von Generation zu Generation verstärkt.
Der Verein wird wesentlich von internationalen Mäzenen finanziert, insbesondere von den Stiftungen SEACOLOGY und UCB, University College of Berkeley.
Neben den wissenschaftlichen und pädagogischen Programmen bietet der Verein verschiedene, öffentlich zugängliche kulturelle Aktivitäten und Workshops an:
- Kurse zum Anfertigen von Tapa,
- Kurse zum Färben mit polynesischen Pflanzen,
- Flechtkurse,
- Tanz- und Trommelkurse mit Joëlle
- Tahitianische Sprachkurse.
Einmal im Monat organisiert Te Pu Atiti’a einen traditionellen Markt, auf dem die Handwerker und Bauern der Insel ihre Produkte verkaufen.
Zu dieser Gelegenheit wird ein traditionelles Essen, „Ahi Ma’a“, angeboten.