Merehau Konohi Teavai-Anastas
Ich wurde 1962 in Papeete geboren und meine Familie stammt aus Ost-Tuamotu. Ich bin in Tahiti in der Gemeinde Faa’a aufgewachsen.
Meine Abstammung von den Pa’umotu-Inseln hat mein Leben stark beeinflusst, denn sie hat mich zu einer Sinnsuche inspiriert, wie sie noch in den ersten, von den Seefahrern Anfang des 19. Jahrhunderts zusammengetragenen Texten vorkommt.
Nach der Sekundarschule begann ich mit dem Studium der polynesischen Sprachen am Institut National des Langues et Civilisations Orientales in Paris. Dort entdeckte ich das magische Universum der Sprache, der Sprachsysteme, der semiologischen Felder, die Doppelartikulierung der Sprache… und vor allem die Kraft des gesprochenen Wortes, die Macht, die es dem Redner gibt, und die Reinheit des Zuhörers.
Jahrelang habe ich im Rahmen einer gemeinnützigen wirtschaftlichen Initiative gearbeitet, „Perle de Tahiti“, zur Förderung der Bekanntheit der schwarzen Perlen aus Tahiti. Dabei versuchte ich, die mündliche Tradition einzusetzen, um dem Produkt „Perle aus Tahiti“ Sinn und kulturelle Tiefe zu verleihen. Es war eine Stilübung: „Poe“, so hieß der Polarstern; Poe, Juwel der Nacht, am leuchtenden Nachthimmel der Ewigkeit…
Gleichzeitig mit der Arbeit zur Förderung der Perlen beteiligte ich mich an der Entwicklung von Tanzaufführungen für das Heiva-Festival und zu verschiedenen anderen Anlässen. Diese Tätigkeit befriedigte meine kulturellen Ambitionen. Wer kann Worte besser beleben und zur mündlichen Rede machen als ein „Orero“*, wer kann diesen konkreten Teil unserer Kollektivgeschichte besser vortragen als ein „Pupu Himene“*, wer kann vergessenen Schätzen besser ihren Sinn zurückgeben als ein „Pupu Ori“*… 1999 arbeitete ich ein Stück für die Truppe „O Tahiti E“ aus und schrieb das Themenlied des Stücks „Te pakerere“: die Matte aus Ni’au, eine profane Version des „Tapaka“, des Totentuchs aus Ni’au… Die Truppe errang den ersten Preis.
2004 schuf die Initiative „Perle de Tahiti“ „Te roimata o Oro“, die Träne von Oro, ein Theaterstück mit kleinem Ballett, gespielt von zwölf Tänzern, ebenfalls von der Truppe O Tahiti E. Dieses Stück wurde zur Bekanntheitsförderung der Tahitiperle in mehreren Ländern aufgeführt.
Beide Werke beruhen auf sehr alten Quellen. Doch der normale Zuschauer wird in beiden nur das Wiedererscheinen von Gegenständen erkannt haben: die „Paau“ der Südseeinseln, die „Pakerere“ aus Tuamotu, das „Kanaenae de Oro“ – ein Mondpektoral aus Perlmutt –, sowie die Wiederentdeckung von Pflanzenstoffen wie Kere Haari, Ni’au und alle Bestandteile der Kokospalme.
Ihre Arbeit mit Rhythmus, Bewegung und vor allem die vom Ori Tahiti geforderten Posen, sowie die Körperhaltung beim Tanz haben in dem Bereich, der geschwollen als „polynesische Oralliteratur“ bezeichnet wird, ein Forschungsgebiet erschlossen. Das ist das Besondere an Joëlles Vorgehen: Experimentieren, analysieren und am Ende auf die Instrumente der tahitianischen Sprache zurückgreifen, wenn das Experimentalprotokoll eine offensichtliche Verfälschung aufzeigt.